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Hilfe bei Nacherwärmung
Braune Silage, die gerade aufgedeckt wurde

Hilfe bei Nacherwärmung

Geschrieben von Nina Rittweg

Hilfe, die Silage wird warm!

Viel Zeit, Arbeit und Geld stecken in einer guten Silage. Der sorgfältig eingelagerte Inhalt der Silos ist die Grundlage für die Milchkuhfütterung und sichert eine ganzjährige gute Grundfutterversorgung. Doch das leidige Thema der Erwärmung kommt immer wieder auf. Warum Silagen warm werden und was Sie dagegen tun können, finden Sie in diesem Ratgeber!
 

Silierung – eigentlich ganz einfach

Das Prinzip der Silierung ist eigentlich simpel: Durch eine rasche Ansäuerung des Siliergutes wird die Vermehrung von schädlichen Organismen wie Schimmelpilzen, Gärschädlingen und Hefen gehemmt und das Siliergut so lagerfähig (und auch leichter verdaulich) gemacht.

Doch trotzdem gibt es immer wieder Silagen, die sich erwärmen, die schimmeln oder schlecht riechen. Und gerade die guten, energiereichen Silagen machen oft Probleme, aber warum?

Schimmelsporen befinden sich auf der Silagemasse

Wie kommt es zu instabilen Silagen?


Kein Siliergut ist keimfrei , schließlich handelt es sich um ein Naturprodukt vom Feld. Neben diversen Kleinstlebewesen tummeln sich auf den Pflanzen und vor allem auch im Boden Bakterien, Schimmelpilze und Hefen. Und je tiefer geschnitten wird, desto mehr davon landen am Ende in der Silage. Von diesen Mikroben sind jedoch beileibe nicht alle schlecht. Im Gegenteil, die große Fraktion der milchsäurebildenden Bakterien ist die eigentliche Grundlage für den Vorgang des Silierens und diese können theoretisch ganz ohne weitere Zusätze das Siliergut haltbar
 

Verläuft der Gärverlauf planmäßig, dann vermehren sich diese Milchsäurebildern gleich zu Beginn der luftdichten Lagerung stark, bilden viel Säure und senken so den pH-Wert der Silage rasch ab. Ein niedriger pH-Wert und fehlender Sauerstoff hindern dann wiederum Gärschädlinge, Schimmelpilze und Hefen an der Vermehrung. Die Folge ist eine stabile Silage.

Abbildung, die zeigt, wie der typische Gärverlauf einer stabilen Silage aussieht

Doch leider läuft es nicht immer so planmäßig. Unter aeroben Bedingungen, das heißt unter Anwesenheit von Sauerstoff, kommt es zur sprunghaften Vermehrung der Hefen und die sind in der Lage, wertvolle, konservierende Milchsäuren abzubauen. In der Konsequenz steigt nun zwangsläufig der pH-Wert wieder an.

Das Siliergut wird zum optimalen Wachstumsmilieu für eine explosionsartige Vermehrung von Schimmelpilzen und anderen Gärschädlingen. Letzen Endes verdirbt die Silage. Neben der später einsetzenden offensichtlichen Schimmelbildung ist ein untrügliches Zeichen für diesen Vorgang auch der dabei auftretende Temperaturanstieg, die sogenannte Nacherwärmung.

Abbildung, die zeigt, wie der Gärverlauf einer instabilen Silage aussieht

Warum sind häufig gerade qualitativ hochwertige, zuckerreiche Silagen betroffen?

Die Anwesenheit geringer Hefekonzentrationen im Siliergut ist prinzipiell noch kein Problem. Im Gegenteil, Hefen bauen während der Anfangsphase der Silierung geringe Mengen des vorhandenen Zuckers ab und produzieren dabei Geruchs- und Geschmacksstoffe, die die Schmackhaftigkeit der Silagen sogar fördern. Erst große Mengen an Hefen werden zum Problem, aber gerade die zuckerreichen Silagen sind dafür besonders anfällig und liefern den Hefen einen besonders guten Nährboden.

Was können Sie als Landwirt gegen Nacherwärmung tun?

Hauptfaktoren für eine Entgleisung des Gärverlaufs hin zur Nacherwärmung sind

  • übermäßiger Luftkontakt,
  • übermäßige Kontamination mit Erde und
  • zu langsame pH-Wert-Senkung.

Wichtig ist bereits bei der Ernte, nicht zu tief zu schneiden, um möglichst wenig Erdreich in das Siliergut einzutragen und so die Kontamination von vornherein gering zu halten.

Gerade der Punkt „Luftkontakt“ ist jedoch oft das größte Problem und birgt das größte Verbesserungspotential. Es beginnt mit einer ordentlichen Verdichtung des Siliergutes, um die Entstehung von Luftkanälen zu verhindern und unerwünschter Nacherwärmung vorzubeugen. Gute Verdichtung gelingt, wenn das Siliergut in gleichmäßig dünnen Schichten eingelagert wird – maximale Schichtstärke 20 – 30 Zentimeter, bei entsprechend kurzer Häcksellänge sowie nicht zu hohen Trockenmasse- und Rohfasergehalten. Man stelle sich vor, wie sich ein Strohhalm im Siliergut verhält: als stabiler Hohlraum trägt er die gesamte enthaltene Luft in das Silo ein. Dies gilt es zu vermeiden.

Im nächsten Schritt ist die sorgfältige und unmittelbare, luftdichte Abdeckung des Silos (Schutznetze!) von essenzieller Bedeutung für einen korrekten Gärverlauf. Auch bei Befüllpausen sollte unbedingt eine Zwischenabdeckung angebracht werden.

Grafik zur korrekten Siloabdeckung

Geeignete Materialien zur Abdeckung sind:

  • Unterziehfolie plus Silofolie oder Barrierefolie
  • Randfolie
  • Siloschutzgitter
  • Silo-Kiessäcke

Im letzten Schritt ist dann bei der Entnahme auf einen ausreichenden Vorschub zu achten: 2,5 m pro Woche sind im Sommer der Mindestvorschub! Große Anschnittsflächen sowie eine Ausrichtung nach Süden sollten bereits bei der Planung vermieden werden.

Eine hoch geschichtete, bereits aufgedeckte Silage.

Weitere praktische Tipps zur Verhinderung einer Nacherwärmung finden Sie auch in unserem Silage-1x1!

Für den richtigen Gärverlauf sorgen unter Idealbedingungen die im Siliergut natürlicherweise vorhandenen Milchsäurebakterien. Allerdings eben nur unter Idealbedingungen: Hervorragende Verdichtung, sauberes und sorgfältig vorbereitetes Siliergut, luftdichte Abdeckung, kleine Anschnittfläche, drei Meter Vorschub im Sommer etc. Wenn Sie das nicht hundertprozentig garantieren können, sollten Sie unbedingt vorsorgen und die Silierung aktiv unterstützen:

Bei nur geringen Abweichungen vom Idealzustand sind Siliermittel mit heterofermentativen Bakterien besonders geeignet, um der unerwünschten Nacherwärmung entgegenzuwirken, denn heterofermentative Milchsäurebakterien produzieren geringe Essigsäureanteile, die vor Hefe- und Schimmelpilzbefall schützen, ohne die Schmackhaftigkeit zu mindern.

FarmCHAMPs-Autorin Nina Rittweg
Autor

Nina Rittweg

Über Nina Rittweg: "Besser geht immer! Als Rindertierärztin stehe ich jeden Tag auf verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben: Ich sehe die Futtertische, die Silos, die Kühe und Kälber - und überall Potential, immer noch ein bisschen besser zu werden. Gerne trage ich mit meinem Wissen aus Studium, Wissenschaft und Praxis dazu bei!"

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