Sie haben Fragen rund um das Thema Grundfutter? Sie beschäftigen Fragen zur Nacherwärmung Ihrer Grassilage oder Sie möchten mehr über die Shredlage wissen? Wir haben in unserem kleinen 1x1 der Silage alle wichtigen Punkte aufgeführt und essenzielle Fragen beantwortet.
Aerobe Stabilität
Aerobe Stabilität bezeichnet die Resistenz der Silage gegen Nacherwärmung nach dem Öffnen des Silos. Genauer gesagt versteht man darunter eine festgelegte Zeitspanne, die vergeht, bis sich die Silage nach der Entnahme aus dem Silo um einen ebenfalls festgelegten Wert über die Umgebungstemperatur erhitzt. Je länger diese Zeit, desto besser die aerobe Stabilität.
Anaerobe Stabilität
Unter der anaeroben Stabilität versteht man im Unterschied zur aeroben Stabilität die Lagerbarkeit der noch geschlossenen Silage. Die wichtigste Kennzahl für die anaerobe Stabilität ist der pH-Wert. Dabei gelten zwei Regeln: Je niedriger er ist, desto stabiler ist die Silage und je höher der Wassergehalt der Silage, desto niedriger muss der pH-Wert am Ende sein. Durch den Zusatz von Milchsäurebakterienkulturen wird die pH-Senkung gesichert und beschleunigt. Die Silagen sind nicht nur stabiler, sondern erreichen auch diesen Zustand schneller. Das hat noch einen weiteren Vorteil: Je schneller der erwünschte pH-Wert erreicht ist, desto schneller stellen die Bakterien ihren Verbrauch an Zucker ein und desto mehr Zucker bleibt dann in der Silage erhalten!
Was ist schlecht an Alkohol in der Silage?
Der Alkoholanteil einer Ration für Hochleistungskühe sollte auf ein Minimum begrenzt werden. Denn der Alkohol, genauer das Ethanol, das in der Silage vorkommt, wird von Hefen gebildet. Diese bauen unter Sauerstoffabschluss, „anaerob“, den vorhandenen Zucker zu Alkohol um. In geringen Mengen ist das tolerierbar und zudem werden bei diesem Vorgang auch verschiedene Duft- und Geschmacksstoffe produziert, die zur Schmackhaftigkeit beitragen. Größere Mengen hingegen sind nicht erwünscht: Zum einen, weil Hefen für die Herstellung wertvollen Zucker „verbrauchen“, was zu einem Energieverlust führt, zum anderen aber, weil Hefen selbst nur in sehr geringen Mengen in einer Silage toleriert werden dürfen (siehe auch „Nacherwärmung“).
Wie erhalten Sie höhere Energiegehalte in der Silage?
Grundsätzlich gilt: Je zuckerreicher der Grasbestand bzw. je stärkereicher der Mais, desto höher am Ende der Energiegehalt.
Auf dem Feld: Hier ist zuallererst die Art der Bepflanzung zu beachten. Ein hoher Leguminosen-Anteil verringert beispielsweise den Zuckeranteil einer Grassilage, ebenso wie für eine Maissilage auf besonders stärkereiche Sorten geachtet werden sollte. Auch sollten die Kolben ausreichend Zeit zum Abreifen haben, um mehr Stärke einlagern zu können. Bei guten Beständen sollte die Stoppellänge zwecks höherer Energiedichte 15 – 18 cm betragen. Diese Höhe senkt auch den Besatz an Hefen und Clostridien, da diese sich eher in Bodennähe befinden.
Bei einer Grassilage beeinflusst auch der Schnittzeitpunkt den Anfangszuckergehalt deutlich: Je später der Schnitt, desto höher der Rohfaseranteil und desto geringer der Zuckergehalt und damit die Verdaulichkeit. Als Schätzhilfe: Jeder zusätzliche Tag nach dem Schossen erhöht den Rohfasergehalt des ersten Aufwuchses um ca. 0,3-0,5 %, was bis zu 0,1 MJ NEL/kg TM Verlust bedeutet. Am besten gleich nach dem Schossen mähen, dann wächst der zweite Aufwuchs besser nach.
Vor dem Silieren: Um den vorhandenen Zucker zu erhalten, gibt es mehrere Punkte zu beachten. Zum einen erhöht sich die Zuckerkonzentration durch das Anwelken zunächst. Zu starkes Anwelken (über 40 %TM) führt jedoch wieder zu erhöhten Atmungs- und Bröckelverlusten. Die Buttersäurebildung wird sowohl durch einen zu geringen Zuckergehalt (zu langes Anwelken) als auch durch verschmutzte, nasse Silagen (zum Beispiel durch zu tiefe Schnitte, zu kurzes Anwelken, Einregnen) begünstigt und geht mit hohen Energieverlusten und einer verminderten Futteraufnahme einher: Buttersäure schmeckt nicht besonders gut (siehe dazu auch „Gärsäuren“). Davon sind vor allem Grassilagen betroffen. Auch ein zu geringer natürlicher epiphytischer Besatz an Milchsäurebakterien begünstigt die Buttersäurebildung. Diesem Problem kann jedoch durch geeignete Siliermittel entgegengewirkt werden.
Beim Silieren gilt: Je schneller der optimale pH-Wert erreicht ist, desto mehr Energie bleibt in der Silage erhalten, denn umso schneller können die Milchsäurebakterien den Verbrauch an Zucker einstellen und umso weniger Zeit haben Gärschädlinge, sich an den Zuckervorräten zu bedienen. Daher ist ein geeignetes Siliermittel in jedem Fall eine gute Investition.
Welche Gärsäuren sind in der Silage erwünscht?
Grundsätzlich verbrauchen alle säurebildenden Bakterien Energie. Sie haben großen Einfluss auf die Qualität und Haltbarkeit der Silage und beeinflussen die Schmackhaftigkeit von Silagen ganz entscheidend. Es gibt dabei jedoch große Unterschiede zwischen den verschiedenen Säuren.
Die Milchsäure: Milchsäure ist die mit Abstand wichtigste unter den Gärsäuren. Ihr Anteil sollte etwa 80 % des Gesamtsäuregehaltes ausmachen. Ihre Aufgabe ist es, den pH-Wert der Silage so weit zu senken, dass die Silage stabil wird und bleibt. Das praktische ist, dass sich die Milchsäurebakterien selbst regulieren. Sie produzieren Milchsäure, können selbst aber nur bis zu einem gewissen pH-Wert diese Produktion aufrechterhalten bzw. überleben. Wird dieser Wert durch die eigene Milchsäureproduktion unterschritten, entsteht also eine Art Rückkopplungsmechanismus, der eine weitere Bildung hemmt und so unnötigen Energieverlusten vorbeugt. Je schneller dieser Punkt erreicht ist, desto weniger Energie wird verbraucht, desto schneller ist die Silage stabil und desto weniger Chance haben Gärschädlinge, die Futterqualität zu vermindern.
Die Essigsäure: Essigsäure rangiert normalerweise an Platz zwei hinter der Milchsäure und wird im Optimalfall von (sowohl natürlichen als auch durch Siliermittel zugesetzten) heterofermentativen Milchsäurebakterien produziert. Aber auch unerwünschte Bakterien können Essigsäure produzieren, darunter hauptsächlich Coli-Bakterien. Kleine Mengen Essigsäure steigern die Schmackhaftigkeit der Silage zunächst, zu viel Essigsäure mindert die Schmackhaftigkeit jedoch deutlich und führt schnell zu sinkenden Futteraufnahmen. Trotzdem ist sie sehr wichtig für die aerobe Stabilität, schützt die Silage also vor Nacherwärmung, denn die verursachenden Hefen vertragen keine Essigsäure. Die Kunst besteht also darin, gerade genug Essigsäure für die aerobe Stabilität in die Silage zu bekommen, aber nicht unnötig mehr. Und das noch aus einem weiteren Grund – denn auch für die Produktion von Essigsäure wird dem Substrat Energie entzogen. Gewünscht sind etwa 15-20 % am Gesamtsäureanteil. Um diesen Anteil so gering zu halten, ist es wichtig, für einen ausreichenden Luftabschluss zu sorgen und den pH-Wert mithilfe der Milchsäure möglichst schnell abzusenken. Denn die Coli-Bakterien vertragen niedrige pH-Werte nur schlecht und stellen die Produktion bei sinkendem pH-Wert rasch ein, sodass nur noch „erwünschte“ Essigsäurebildner aktiv sind. Riecht die Silage beißend und stechend nach Essig, ist der Anteil zu hoch.
Die Buttersäure: Buttersäure ist immer unerwünscht. Sie sollte im Gärsäuremuster 0,3 % nicht überschreiten, aber möglichst überhaupt nicht auftreten. Typisch ist ein unangenehmer, ranziger, schweißartiger Geruch. Sie wird produziert von Clostridien und führt nicht nur zu einer stark geminderten Fresslust, sondern kann auch die Milchqualität beeinflussen. Auch hier hilft ein rasch absinkender pH-Wert, um die Clostridienanzahl klein zu halten. Denn Clostridien können Buttersäure nicht nur aus Zucker, sondern auch unter Verbrauch der wichtigen und erwünschten Milchsäure produzieren. Sie können also das Absinken des pH-Werts selbst verzögern und sogar zu einem Anstieg (sog. Umkippen) führen, was dann wiederum auch anderen Gärschädlingen den Weg freimacht. Clostridien kommen im Erdreich vor. Zur Prävention muss also vor allem auf eine möglichst geringe Kontamination des Siliergutes mit Schmutz geachtet werden. Nasssilagen sind besonders gefährdet. Hier empfiehlt sich neben einem Anwelkgrad von etwa 30-40 % TM auch der Zusatz von geeigneten Silierhilfsmitteln, um der Buttersäurebildung vorzubeugen.
Nacherwärmung
Warum sind meine Silagen nicht stabil & werden warm?
Die unerwünschte Nacherwärmung in der Gras- oder Maissilage wird vorrangig durch Hefen verursacht, später gesellen sich meist Schimmelpilze dazu. Sie führt zu hohen Verlusten in der Silage und mindert die Schmackhaftigkeit. Das Ärgerliche daran ist, dass häufig gerade die wertvollen Silagen betroffen sind, denn sie sind durch die höheren Zuckergehalte auch empfindlicher.
Hauptfaktoren sind ein hoher Rohfaseranteil (späte Nutzung), übermäßiges Anwelken (über 40 %TM) und übermäßiger Luftkontakt. Dieser kann zum einen durch unzureichende Verdichtung und/oder Abdeckung, aber auch durch zu langsamen Vorschub entstehen. Ersteres führt dazu, dass sich die Silage direkt nach dem Öffnen erwärmt (mangelnde aerobe Stabilität). Tritt die Erwärmung erst etwas später ein, liegt es zumeist am zu geringen Vorschub.
Die verursachenden Hefen sind auf jedem Grundfutter in geringen Mengen vorhanden und im Normalfall kein Problem. Die durch den anaeroben Zuckerabbau entstehenden Duft- und Geschmacksstoffe erhöhen die Schmackhaftigkeit sogar. Eine übermäßige Verschmutzung des Futters durch zu niedrigen Schnitt oder ein Zutritt von Sauerstoff führt jedoch zu einer viel zu hohen Hefebelastung. Die Hefen bauen dann nicht nur Zucker, sondern auch die so wichtige Milchsäure wieder ab – der pH-Wert steigt, es kommt zur Nacherwärmung und damit unweigerlich zu massiven Energieverlusten. Dies fördert auch die explosionsartige Vermehrung von Schimmelpilzen, die das Futter schließlich völlig unbrauchbar machen können.
Was also tun?
Die Resistenz der Silage gegenüber Nacherwärmung kann durch mehrere Maßnahmen verbessert werden.
- Verschmutzung des Siliergutes vermeiden! Keine tiefen Rasierschnitte - So verhindern Sie einen übermäßigen Eintrag von Hefen.
- Nur geringe (Un-)Kräuteranteile! Bärenklau, Ampfer, ähnliche Kräuter und Leguminosen senken die aerobe Stabilität ebenfalls.
- Nicht zu spät schneiden! Ein zu später Schnitt führt zu mehr Rohfaseranteil, die Silage lässt sich schlechter verdichten.
- Nicht zu stark anwelken! Trockene Silagen (40-50 % Trockenmasse) neigen stärker zu Nacherwärmung!
- Luftkontakt verhindern!
Wichtig beim Silieren ist:
- eine ausreichende Verdichtung: Schichten von maximal 30-40 cm aufbringen und Siliergut kurzhäckseln (Gras: 2,5-4 cm, Mais: 6-8 mm).
- Dabei gilt: Je trockener das Siliergut, desto kürzer muss gehäckselt werden!
- ein zügiges Befüllen oder, bei Befüllpausen, eine sorgfältige Zwischenabdeckung,
- eine ausreichend dichte Abdeckung und nach dem Öffnen ein ausreichender Vorschub (Winter mind. 1-2 m/Woche, Sommer 2-3 m/Woche)
- Heterofermentative Milchsäurebakterien produzieren geringe Essigsäureanteile (bis 0,4 %), die noch nicht die Schmackhaftigkeit mindern, aber vor Hefe- und Schimmelpilzen schützen!
- Ausreichende Gärzeit! Die Herstellung der Essigsäure dauert jedoch mehrere Wochen (4-6). Daher darf das Silo gerade bei Sommersilagen nicht zu früh geöffnet werden, am besten erst nach 8-10 Wochen!
- Erwärmung von außen vermeiden! Die Anschnittfläche sollte nicht nach Süden ausgerichtet sein, wenn möglich sollte das Silo schattig liegen.
Laboranalysen
Um die Qualität der hofeigenen und zugekauften Futtermittel einschätzen zu können, sollten entsprechende Laboranalysen durchgeführt werden. Denn nur, wenn Sie als Landwirt die Futtermittelzusammensetzung genau kennen, kann Ihnen eine optimale Rationsberechnung gelingen. Laboranalysen können praktisch beliebig ausführlich sein. Welche Analysen Sie in Auftrag geben, können Sie selbst entscheiden.
Hier finden Sie eine kurze Übersicht:
Energiegehalt/Futterwert
Zuallererst ist es für eine geeignete Rationsberechnung wichtig, den Energiegehalt der Ration beurteilen zu können. Daher ist die NEL-Bestimmung die Grundlage der Laboranalysen. Hier wird häufig mittels eines spektroskopischen Verfahrens die Nettoenergielaktation (NEL) bzw. die ME der eingeschickten Probe ermittelt, um den Energiegehalt der Ration zu bestimmen. Ausgangspunkt dieser Energiebewertung ist die sogenannte „Weender-Analyse“. Hier werden die grundlegenden Hauptbestandteile quantifiziert, aus denen die Futtermittelprobe zusammengesetzt ist, also Rohwasser, Rohprotein, Rohfett, Rohfaser, Rohasche und Stickstoff-freie Extraktionsstoffe. Mit diesen Werten kann der Energiegehalt zwar annähernd bestimmt werden, es handelt sich jedoch nur um eine Basisanalyse und liefert eher einen groben Überblick. Für präzisere Ergebnisse muss diese Analysemethode erweitert werden, sodass auch Stärke, Zucker, ADFom (Zellulose und Lignin), NDFom (mit Hemicellulose), ELOS (enzymlösliche organische Substanz, entspricht in etwa der verdaulichen organischen Substanz) und GB, die Gasbildung nach HFT (Hohenheimer Futterwerttest), umfasst werden.
Gärqualität
Um die Gärqualität einer Silage zu beurteilen, wird hier die Zusammensetzung des Gärsäureprofils bestimmt. Standardmäßig werden also Milchsäure, Essigsäure und Buttersäure sowie der pH-Wert ermittelt. Wie die Zusammensetzung idealerweise sein sollte, können Sie im Punkt „Gärsäuren - Welche Gärsäuren sind erwünscht?“ nachlesen.
Mikrobiologische Qualität
Darunter versteht man die Kontamination des Futtermittels mit nicht erwünschten Mikroorganismen, vor allem Bakterien, Hefen und Pilzen. In den Laboranalysen wird daher auch berücksichtigt, dass in einer Silage bestimmte Bakterien durchaus erwünscht sind. Es wird meist einmal die Gesamt-Belastung und dann die Menge der einzelnen gesundheitsschädlichen Keime einzeln ermittelt. Zu den getesteten Mikroorganismen zählen unter anderem E. Coli, Clostridium perfringens, Salmonellen und Listerien.
Mykotoxine
Bei den mikrobiologischen Tests wird zwar eine Kontamination mit Pilzen geprüft, jedoch sind es meist die Stoffwechselprodukte der Pilze, die den eigentlichen Gesundheitsschaden anrichten. Es handelt sich dabei um sogenannte Mykotoxine („Mykes“ = Griechisch: Pilz, „toxicum“ = Latein: Gift, also „Pilzgifte“). Diese haben mannigfaltige Auswirkungen auf die Gesundheit der Rinder. So können beispielsweise Ochratoxine die Nieren schädigen und Zearalenon zu Unfruchtbarkeit führen. Besonders hohe Konzentrationen von Pilzgiften können sogar zum Tode führen, gerade Aflatoxine und Deoxynivalenol sind gefährliche Gifte. In den Mykotoxinanalysen werden daher meist Deoxynivalenol (DON), Zearalenon (Zea), Aflatoxin (Aflatoxin B1, B2, G1, G2), Ochratoxin A (OTA) und Fumonisine getestet.
Proteinqualität
Die Bedeutung der Proteinqualität in der Fütterung von Milchkühen haben wir für Sie im Punkt „Protein - Wie wichtig ist der Proteingehalt und die Proteinqualität der Silage?“ genauer beleuchtet. Um nun die Proteinqualität der eigenen Silage zu ermitteln, kann im Labor ein entsprechendes Profil angefertigt werden, aus dem dann der UDP-Wert des Futters ermittelt wird, also derjenige Anteil am Gesamtprotein, der den Pansen unbeschadet durchquert und im Dünndarm direkt zur Verfügung steht. Außerdem gibt diese Analyse Auskunft über den Anteil an biogenen Aminen und Ammoniak. Anhand dieser Werte lässt sich das Ausmaß des unerwünschten Abbaus des vorhandenen Proteins in der Silage abschätzen. Da biogene Amine die Futteraufnahme senken und außerdem verdächtigt werden, zu Azidosen und Klauenerkrankungen beizutragen, sollten deren Wert nicht über 5 g/kg TM liegen.
Eine weiterführende und wesentlich genauere Untersuchung ist die Untersuchung nach dem Cornell Net Carbohydrate and Protein System. Hier wird das Rohprotein weiter unterteilt in sogenannte Proteinfraktionen, die sich vor allem in der Proteinabbaurate unterscheiden. Dabei bezeichnet ein A die NPN-Verbindungen, also „Nicht-Protein“-Stickstoffverbindungen, die im Pansen schnell zu Ammoniak verstoffwechselt werden. In Fraktion B wird echtes, abbaubares Protein beschrieben. Dabei wird zwischen B1 (schnell abbaubar), B2 (mäßig schnell abbaubar) und B3 (langsam abbaubar) unterschieden. In Fraktion C finden sich schließlich dann die zellwandgebundenen Proteine, d.h. diejenigen Proteine, die vom Pansenmikrobiom nicht abgebaut werden können, weil sie beispielweise an Lignin gebunden sind. Die Verteilung ist je nach Futtermittel unterschiedlich, tendenziell verhält es sich jedoch so, dass die Fraktionen A und B1 jeweils etwa 5 % stellen, Fraktion B2 die dominierende Fraktion ist und Fraktion B3 Werte zwischen 0 und 10 % annimmt. Fraktion C liegt meist deutlich unter 5 %. Diese Werte können jedoch je nach Futtermittel stark variieren.
Mineralstoffe
Um einschätzen zu können, wieviel Mineralfutter der Ration zugelegt werden muss, sollte auch eine Analyse der Mineralstoffe durchgeführt werden. Untersucht werden meist Calcium, Phosphor, Natrium, Magnesium und Kalium, beziehungsweise Eisen, Kupfer, Zink und Mangan. Entgleisungen oder Imbalancen der Mengen- und Spurenelementversorgung können sowohl bei Mangel als auch bei Überangebot zu verschiedensten Problemen führen und sich auch gegenseitig beeinflussen, beispielsweise führt ein zu enges Calcium/Phosphor-Verhältnis zu einer deutlich verschlechterten Fruchtbarkeit. Calcium ist außerdem für die Stabilität von Knochen und Klauen, sowie für die Funktion der Muskulatur, für die Fruchtbarkeit und die Eutergesundheit wichtig. Bereits an diesem einen Beispiel ist ersichtlich, dass eine balancierte Mineralstoffversorgung für die Langlebigkeit Ihrer Kühe essenziell ist.
KPS (Kernel Processing Score)
Diese Untersuchung wird bei Maissilagen durchgeführt und gibt Auskunft darüber, ob die Maiskörner bei der Verarbeitung ausreichend „gecrackt“ wurden, um den Tieren die vorhandene Stärke bestmöglich zur Verfügung zu stellen.
Was bringt Propandiol in der Silage?
Propandiol, auch als Propylenglykol bekannt, wird in erster Linie therapeutisch als Stoffwechselhilfe gegen Ketosen eingesetzt und betroffenen Kühen direkt ins Maul eingegeben oder gedrencht. Auch als prophylaktische Rationszulage in den ersten 100 Laktationstagen liefert Propandiol der Hochleistungskuh wichtige zusätzliche Energie, die dem Stoffwechsel direkt zur Verfügung steht. Allerdings reicht der Propandiol-Gehalt einer Silage in der Regel nicht sicher aus, um diejenigen Kühe, die dringend schnell verfügbare Energie benötigen, zuverlässig zu versorgen. Eine zusätzliche Gabe ist bei diesen Tieren unabdingbar.
Wie wichtig sind Proteingehalt & -Qualität der Silage?
Der Gesamt-Proteinanteil einer Silage hängt in erster Linie von der Zusammensetzung des Siliergutes und dem Schnittzeitpunkt ab. Aber die Proteinfraktion der Silage wird auch nach dem Mähen noch entscheidend beeinflusst.
Bei der Proteinfraktion der Silage unterscheidet man zwischen UDP („un-degradable protein“), also pansenstabilem Protein, und NPN-Verbindungen (also „nicht-Protein-Stickstoff-Verbindungen“). Ersteres wird, wie der Name schon sagt, im Pansen nicht gespalten, sondern direkt weitergeleitet und im Dünndarm aufgenommen. Die anderen Bestandteile der Rohproteinfraktion, also NPNs und Ammoniak, müssen im Pansen erst unter Energieaufwand von den Pansenmikroben wieder zu verwertbarem Eiweiß umgebaut werden. Wünschenswert ist also eine hohe Gesamt-Rohproteinfraktion in der Silage (etwa 16-18 % der TM), aber auch die Proteinqualität gilt es hoch zu halten. Mindestens 40 %, besser 60 % der Rohproteinfraktion sollte als UDP zur Verfügung stehen, also als sogenanntes „Reinweiß“ vorliegen.
Gerade diese Fraktion unterliegt aber am stärksten dem mikrobiellen und enzymatischen Abbau. Schon während der Anwelkphase werden Proteine und Aminosäuren von den pflanzeneigenen Enzymen abgebaut, die größten Verluste sind allerdings während der frühen Silierphase zu verzeichnen. Denn zu diesem Zeitpunkt ist der pH-Wert noch zu hoch, um Gärschädlinge zu stoppen, die sich am Protein vergreifen. Auch hier ist es daher essenziell, den pH-Wert mithilfe eines geeigneten Siliermittels möglichst schnell zu senken, um die Verluste zu minimieren, denn Proteinverluste (spätestens, wenn der Reineiweißgehalt unter 40 % liegt) müssen andernfalls durch eine gezielte Eiweißergänzung mit beispielweise Sojaextraktionsschrot ausgeglichen werden. Diese Ausgaben für die zusätzliche Eiweißzulage können also durch eine schnelle, optimierte Silierung deutlich reduziert werden.
Was beeinflusst die Schmackhaftigkeit einer Silage?
Um ausreichend Energie und Nährstoffe in die Kuh zu bekommen, reicht es nicht, einfach nur „viel“ anzubieten. Es muss auch schmecken! Denn was nicht schmeckt, wird nicht in ausreichenden Mengen aufgenommen.
Allgemein gilt, dass zuckerreiche und optimal silierte Silagen am schmackhaftesten sind. Abweichungen davon führen zu einer Verminderung der Schmackhaftigkeit.
Zucker
Die Schmackhaftigkeit von Silagen wird entscheidend vom Zuckergehalt beeinflusst. Je höher der Zuckergehalt, desto besser schmeckt die Silage. Das gilt es vor allen Dingen für Grassilagen zu beachten, hier wird ein Restzuckergehalt von möglichst über 5 % TM angestrebt. Das bedeutet, dass der optimale Schnittzeitpunkt nicht verpasst werden darf. Mit zunehmendem Alter sinkt der Zuckergehalt des Bestandes, zum einen durch zunehmenden Rohfaseranteil, zum anderen durch das Aufwachsen minderwertiger Grassorten. Optimal ist also ein früher Schnittzeitpunkt und möglichst zuckerreiche Grassorten im Bestand (z.B. Weidelgräser). Weitere Einflussgrößen findest Sie im Punkt „Energiegehalt - Wie erzeuge und erhalte ich höhere Energiegehalte in meiner Silage?“
Gärsäuremuster
Die zweite wichtige Einflussgröße ist das Gärsäuremuster der Silage. Auch hierzu finden Sie genauere Informationen im Punkt „Gärsäuren - Welche Gärsäuren sind erwünscht?“.
Verderb
Damit geht es den Milchkühen nicht anders als uns Menschen auch: Verschimmeltes oder anderweitig Verdorbenes will niemand gerne zu sich nehmen und darüber hinaus können verdorbene Silagen eine ganze Reihe gesundheitlicher Probleme mit sich bringen. Eine optimale Lagerung der Silagen ist also unabdingbar, um die Fresslust und auch die Gesundheit der Milchkühe zu erhalten.
Fazit: Schimmel, Nacherwärmung, Fehlgärung – alles, was eine Silage minderwertig macht, senkt die Schmackhaftigkeit.
Shredlage – der Trend aus den USA
Hinter dem Begriff „Shredlage“ steht ein modernes Mais-Häckselverfahren, das in den USA entwickelt wurde. Amerikanische Studien versprechen damit eine Milchmengensteigerung von bis zu zwei Litern pro Kuh.
Der Gedanke dahinter ist durchaus einleuchtend: Durch spezielle Shredlage-Häcksler werden die Maispflanzen wesentlich länger (bis 30 mm) gehäckselt und längs aufgespalten, während die Maiskörner mindestens geviertelt werden. Ersteres führt zu einer wesentlich höheren Strukturwirksamkeit der Maissilage, sodass auf eine Beimischung von energiearmem Stroh unter Umständen ganz verzichtet werden kann, so steigt natürlich die Energiemenge der Gesamtration. Außerdem wird so die Pansenmattenbildung und damit eine wiederkäuergerechte Verdauung unterstützt. Die zuverlässig aufgespaltenen Körner wiederum verhindern, dass wertvolle Stärke einfach unverdaut wieder ausgeschieden wird und verbessern auch die Silierbarkeit.
Auf der Gegenseite stehen die schlechtere Verdichtung, die ein erhöhtes Nacherwärmungsrisiko birgt, sowie die Frage, ob die Ergebnisse aus den USA auf die deutschen Milchviehbetriebe übertragen werden können. Erste Versuchsergebnisse zeigen, dass es zwar eher nicht die Milchleistungssteigerung ist, die die Shredlage-Technik mit sich bringt, dass aber offenbar die Körpermasseverluste in der Frühlaktation abgemildert werden, was sich sowohl auf aktuelle Gesundheit als auch auf die Nutzungsdauer der Milchkühe durchaus positiv auswirken kann. Weitere Versuchsergebnisse stehen jedoch noch aus.
Sollte dieses Verfahren in Betracht gezogen werden, empfiehlt es sich auf jeden Fall, zunächst nur einen Teil der Ration im Shredlageverfahren zu häckseln, um Erfahrungswerte zu gewinnen. Um dem erhöhten Nacherwärmungsrisiko entgegenzuwirken, ist außerdem penibel auf eine hervorragende Verdichtungsleistung zu achten und der Einsatz von heterofermentativen Siliermitteln ist unbedingt anzuraten.