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Klimawandel in der Landwirtschaft
Ein Unwetter zieht auf.

Klimawandel in der Landwirtschaft

Geschrieben von Nina Rittweg

Was lange nur wie böse Vorhersagen für die Zukunft klangen, ist inzwischen nicht mehr wegzudiskutieren. Der Klimawandel macht sich auch in Deutschland seit einigen Jahren deutlich bemerkbar. Heißere Sommer, mildere Winter und eine Verlagerung der Niederschlagszeiten in den Herbst und Winter stellen die Landwirtschaft vor neue Herausforderungen.


Hinzu kommt, dass die klimatischen Entwicklungen regional sehr unterschiedlich sind. Die Sommertemperaturen waren im Nord-Osten am höchsten, gleichzeitig fielen die Niederschläge dort insgesamt sehr niedrig aus. Hier machte sich die Dürre am meisten bemerkbar. Und obwohl das Jahr 2020 im Gegenzug relativ viel Regen in einige Regionen wie Bayern oder Baden-Württemberg brachte, fiel er auch dort zu großen Teilen als landwirtschaftlich schlecht nutzbare Starkregenschauer, die größtenteils oberflächlich abflossen.

Mit welchen Auswirkungen auf die Grundfutterproduktion Sie als FARMCHAMP rechnen müssen und wie Sie darauf reagieren können, erfahren Sie hier!

Landwirtschaft Klimawandel: Die Folgen für die Grundfuttergewinnung

Während die steigenden Durchschnittstemperaturen die jährliche Vegetationsperiode verlängern, wird diese positive Entwicklung teuer erkauft. Denn damit einhergehend stellen sich viele Probleme ein.

Der Klimawandel auf dem Feld

Zum einen ist die offensichtliche Folge mangelnder Niederschläge das reduzierte Wachstum der Pflanzen. Die Biomasseerträge sinken, der Trockenmasse-Anteil steigt und in Hitzeperioden vertrocknet das Erntegut auf dem Feld.
Und fällt dann doch einmal Regen, so zumeist als Starkregen, zum Teil mit Hagel, was dann weniger ein Befreiungsschlag als vielmehr Teil des Problems ist. Denn diese Niederschläge schädigen viele ohnehin schon strapazierte Feldfrüchte weiter, drücken Gras, Getreide und Raps auf weiten Flächen nieder und machen das Erntegut unter anderem anfälliger für Verpilzung. Denn wenn auf den Regen nicht genug Sonneneinstrahlung folgt, trocknen die Pflanzen nicht mehr ausreichend ab und bieten dann auf den durch den Regen verursachten Oberflächenverletzungen hervorragende Wachstumsbedingungen für verschiedenste Schadpilze. In der Folge steigt so auch die Mykotoxinbelastung des Futters!

Auch die zunehmend milderen Winter stellen ein Problem dar. Während viele Schädlinge und Schädlingsvektoren harte Winter nicht überdauern, werden sie in milden Wintern nur unzureichend dezimiert und können im darauffolgenden Jahr umso größere Schäden anrichten. Gerade im Grünland machen sich dann Engerlinge, Feldmäuse und Wiesenschnake in großer Zahl breit, aber auch Virusvektoren wie die große Haferblattlaus profitieren von dieser Entwicklung.  

Sie wollen mehr über das Thema Grünlandschädlinge erfahren? Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie in unserem Ratgeber!

Schimmelige Silage

Probleme im Silo

Nicht nur auf dem Feld sind die Folgen des Klimawandels deutlich zu sehen, auch die Silierbarkeit des eingebrachten Ernteguts und folglich die aerobe Stabilität, die Qualität und der Futterwert der Silage lassen nach Dürreperioden oftmals zu wünschen übrig. Dazu tragen verschiedene Faktoren bei:
 

Zu wenig Milchsäurebildner

Beim Einbringen des Ernteguts herrschen meist hohe Ausgangstemperaturen. Milchsäurebakterien bevorzugen aber Temperaturen von unter 30 °C. Nur dann sind sie in der Lage, sich rasch zu vermehren und die Silage schnell anzusäuern und so das Wachstum von Gärschädlingen zu unterdrücken. Während der natürliche Besatz mit den gewünschten Milchsäure-bildenden Mikroorganismen aber in Hitzezeiten ohnehin geringer ist als gewünscht, finden sie dann im Silo auch noch ungünstige Lebensbedingungen (hohe Temperaturen) vor, was einen optimalen Gärverlauf verhindert. Umso wichtiger wird daher der Einsatz von Milchsäurebakterien aus Siliermitteln.
 

Hohe Belastung mit Kontaminanten

Ganz anders verhält es sich mit Verderbserregern wie beispielsweise den Clostridien. Hier spielen wiederum verschiedene Faktoren zusammen. Clostridien sind Erd- und Fäkalkeime, sie kommen im Boden und in der Gülle in großen Mengen vor. In Dürrezeiten haben sie es aber besonders leicht, auch ins Siliergut zu gelangen. Zum einen löst sich bereits die aufgebrachte Gülle bei mangelnden Niederschlägen schlecht auf und verbleibt oberflächlich. Auf das Erdreich aufprasselnder Starkregen versprüht dann Erde und Gülle auf die unteren Teile des Ernteguts, wo sie „mitgeerntet“ werden. Wenn der Boden stark ausgetrocknet ist, trägt der bei der Ernte aufgewühlte Staub noch weiter zu einer erhöhten Kontamination bei. Bei Einbringtemperaturen von 30-40 °C finden sie anschließend im Silo auch noch hervorragende Wachstumsbedingungen vor, der Gärprozess wird zusätzlich behindert. Auch aus diesem Grund empfiehlt sich der Einsatz von Siliermitteln, um rechtzeitig gegensteuern zu können.
 

Hohe Trockenmassegehalte

Hohe Trockenmasse- und Faser-Gehalte des ausgedörrten Ernteguts führen zu einer schlechteren Verdichtbarkeit im Silo, was die Sauerstoffverfügbarkeit erhöht und den Gärprozess noch weiter beeinträchtigen kann. Eine schlechte aerobe Stabilität und Nacherwärmungsprozesse sind die Folge.
 

Schlechtere Proteinverdaulichkeit

Mit steigenden Temperaturen steigt auch das Risiko der Maillard-Reaktion. Dabei reagieren Proteinbestandteile (freie Aminosäuren) mit Zuckern zu nicht mehr nutzbaren und nicht verdaulichen Verbindungen: Der Anteil des nutzbaren Rohproteins sinkt.
Bei steigenden Temperaturen und geringen Niederschlägen sinkt außerdem der Leguminosenanteil im Grünland und damit bereits der Gesamteiweißgehalt der Grünlandsilagen (Feldversuch von 2002-2019 mit Vierschnitt-Nutzung).

Was können Sie als FARMCHAMP tun?

Am Wetter selbst können wir nichts ändern, doch das heißt nicht, dass Sie nicht einiges dafür tun können, Ihren Betrieb für den Klimawandel zu wappnen. Dabei empfehlen wir Ihnen, sowohl kurzfristige als auch langfristige Maßnahmen zu ergreifen.

Klimaschutz ist nicht nur ein erklärtes Ziel von Bund, Ländern und EU, sondern im Interesse von uns allen. Die Landwirtschaft erfüllt hier eine Vorbildfunktion. Im Jahr 2020 wurden die Klimaziele im Landwirtschaftssektor mehr als erfüllt! Das Ziel von maximal 70 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten wurde sogar um fast 4 Millionen Tonnen unterboten. Um diese positive Entwicklung weiter zu unterstützen und das Klima langfristig zu schützen, können einfache Maßnahmen helfen:
 

Stickstoff-Produktivität verbessern

Nur durch die Erzeugung von qualitativ hochwertigem Futter ist eine leistungsgerechte und proteinoptimierte Fütterung unserer Tiere möglich. Futterverluste im Silo oder auf dem Futtertisch müssen geringgehalten werden (z.B. durch den Einsatz von Siliermitteln). Zusammen mit einer bedarfsgerechten, gut kalkulierten Düngung aus Wirtschaftsdünger, Ernteresten und Leguminosen lässt sich dann auch der Einsatz synthetischer Stickstoff-Dünger verringern.
 
 

Methan-Ausstoß reduzieren!

Futterzusatzstoffe wie Tannine, Mootral-Pulver und Algen-Pulver vermindern zusätzlich den Methan-Ausstoß der Tiere. Wer penibel auf eine gasdichte Lagerung von Wirtschaftsdünger achtet, kann den Methan-Eintrag in die Atmosphäre weiter senken.

Ammoniak-Emissionen reduzieren!

Je schneller die Einarbeitung von Gülle, Gärresten und anderen Düngemitteln erfolgt, desto geringer sind die Emissionen. In besonders trockenen Perioden sollte die Gülle außerdem mit reichlich Wasser verdünnt werden. Das hat nicht nur den Vorteil, dass sie schneller und besser vom Boden aufgenommen wird, sondern bietet gleichzeitig auch einen kleinen Bewässerungseffekt.
 

Humus fördern!

Je schlechter die klimatischen Bedingungen sind, desto größer werden die Ansprüche der Pflanzen auf Unterstützung aus dem Boden. Durch ganzjährige Begrünung mit Zwischenfrüchten, Untersaaten, Agroforstsystemen und Gras-Nachsaatmischungen werden Humusaufbau und -erhalt unterstützt, für leistungsfähige Böden mit großen Speicherkapazitäten. Wechselnde Fruchtfolgen und die Erhaltung von Dauergrünland bieten weitere Stellschrauben.
 

Robuste Anbausorten wählen!

Manche Pflanzen kommen mit den klimatischen Veränderungen besser zurecht als andere. Im Grünland haben sich Knaulgras und Glatthafer bei Trockenheit als robust erwiesen. Im mittleren Westen der USA sind die Rohrschwingelarten auf dem Vormarsch, da dort gute Erfahrungen bei Trockenheit und Hitze gemacht wurden.
Luzerne und Rotklee sind Tiefwurzler und damit ebenfalls besser für Trockenperioden gerüstet. Auch mit einer Ganzpflanzensilage aus Grünroggen können die Grundfuttervorräte aufgestockt werden. Bei früher Ernte können damit gute Rohproteingehalte von bis zu 200 XP g/kg TM (bei ca. 50 dt/ha TM) erreicht werden, je später der Erntezeitpunkt desto höher jedoch natürlich der Trockenmasseertrag (bis zu 250 dt/ha).

Alternative Pflanzen ausloten!

In manchen Fällen kann es sich durchaus lohnen, ganz neue Wege zu beschreiten und den Anbau von alternativen Pflanzen wie beispielsweise Sorghum oder Soja zu testen. Tiefe Wurzeln, ein gutes Stickstoffbindungsvermögen sowie Hitzeresistenz werden in den kommenden Jahren immer wichtiger werden. Auch an anderen Feldfrüchten wird derzeit intensiv geforscht, um sie genetisch resistenter gegen Hitze, Trockenheit und Schädlingsbefall zu machen. Warum also nicht bereits jetzt erste Versuche starten?

Kurzfristig die Silagequalität sichern

Langfristig planen ist immer wichtig, aber was können Sie ganz konkret kurzfristig tun, um auch im nächsten trockenen Sommer gutes Grundfutter zu erzeugen? Um viele der oben beschriebenen Silier-Probleme zu vermeiden, können Sie einige einfache Maßnahmen ergreifen:


Silagen nicht zu heiß silieren

Hohe Siliertemperaturen führen zu geringeren Milchsäure- und Essigsäuregehalten in der Silage, was später eine Nacherwärmung begünstigt. Wenn möglich also nicht am heißesten Tag des Jahres silieren.
 

Penibel gut verdichten!

Luft im Silo ist der Feind eines jeden guten Gärverlaufs. Um dies zu vermeiden, sollten Sie gerade bei hohen Trockenmasse-Gehalten (über 40 %) die Häcksellänge besonders kurz einstellen, am besten unter 6 mm. Beim Einbringen ins Silo sollten die einzelnen Schichten maximal 30 cm hoch sein, besser sogar nur 20 cm.

  • Profitipp 1: Wer die Möglichkeit hat, kann zum Abschluss noch einige Lagen feuchteren Mais oben aufsilieren.
  • Profitipp 2: Das Einmischen von Sorghum-Hirse in trockenen Silomais kann den Feuchtigkeitsgehalt und die Silierbarkeit deutlich verbessern!
    Mehr zum Thema Sorghum finden Sie in unserem Ratgeber „Sorghum silieren“!

Siliermittel – dein bester Freund bei schwierigen Silagen

Gerade bei diesen schwierigen Silagen sollten Sie auf ein Siliermittel nicht verzichten, um den labilen Gärverlauf und damit die Qualität Ihrer Silage abzusichern. Dabei können Sie grundsätzlich zwischen biologischen und chemischen Siliermitteln wählen.
Sie setzen auf biologische Siliermittel von SiloSolve® FC und Josilac®? Wunderbar, denn diese sind hervorragend geeignet für vielerlei Silagen, auch für schwierige. Um Futtererwärmung zu verhindern, empfehlen wir Ihnen JOSERA Frischhaltekonzentrat - ein Ergänzungsfuttermittel für Rinder.

Möchten Sie gänzlich auf chemische Siliermittel verzichten, ist es sehr wichtig, dass Sie das Silo nicht bereits nach sechs Wochen anbrechen. Besser ist es, der Silage noch einige zusätzliche Wochen Zeit zu geben und solange streng luftdicht verschlossen zu lassen. Durch den Einsatz von biologischen Siliermitteln wie SiloSolve® FC können Sie diese Zeit etwas verkürzen.
Eine Übersicht über unsere breite Palette an Siliermitteln finden Sie hier. Wenn Sie sich noch nicht sicher sind, welches das richtige für Sie ist, beraten wir Sie gerne!
Sie verwenden bereits erfolgreich Siliermittel? Ausgezeichnet! Teilen Sie uns gerne Ihre Erfahrungen mit!
 

Mykotoxinen den Kampf ansagen

Wenn Sie als FARMCHAMP trotz aller Widrigkeiten nach einem hitze- und trockenheitsintensiven Jahr eine augenscheinlich gute Silage hinbekommen haben, bleibt Ihnen noch eines zu tun: Bevor Sie die Silage verfüttern, sollten Sie abschließend noch die Gefahr der erhöhten Myktoxinbelastung ausschließen. Das können Sie ganz einfach, indem Sie unsere Mykotoxinanalysen nutzen. Bestellen Sie einfach ein Analysepaket, entnehmen Proben aus Ihrem Silo und schicken es uns im gleichen Karton wieder zurück.
Wenn Ihr Testergebnis bestätigt, dass die Silage keine erhöhten Mykotoxin-Gehalte aufweisen, können Sie sie dann bedenkenlos auf den Futtertisch bringen. Aber auch, wenn das Testergebnis nicht optimal ausgefallen ist, haben wir eine Lösung: Durch den Einsatz von sogenannten „Mykotoxin-Bindern“ kann auch eine leicht belastete Silage noch gut eingesetzt werden. 

Unsere Produktempfehlungen

Fazit

Der Klimawandel birgt vielerlei Fallstricke für eine erfolgreiche Futtermittelgewinnung. Doch wer vorausschauend plant, kann vielen Problemen aus dem Weg gehen und auch bei schwierigen klimatischen Bedingungen gutes Grundfutter produzieren. Langfristig gesehen ist der Landwirtschaft mit konsequentem Klimaschutz durch Reduktion des Treibhausgas-Ausstoßes am besten gedient.

FarmCHAMPs-Autorin Nina Rittweg
Autor

Nina Rittweg

Über Nina Rittweg: "Besser geht immer! Als Rindertierärztin stehe ich jeden Tag auf verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben: Ich sehe die Futtertische, die Silos, die Kühe und Kälber - und überall Potential, immer noch ein bisschen besser zu werden. Gerne trage ich mit meinem Wissen aus Studium, Wissenschaft und Praxis dazu bei!"

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