Leguminosen sind aus der ökologischen Landwirtschaft nicht mehr wegzudenken und bieten auch viele Vorteile für konventionelle Betriebe. Als Gründüngung, als heimische Eiweißlieferanten oder zur Auflockerung der Fruchtfolge bieten Leguminosen diverse Einsatzmöglichkeiten. Bei der Silierung gibt es allerdings einige Punkte zu beachten.
Alles, was Sie darüber wissen müssen, finden Sie in diesem Ratgeber!
Was sind Leguminosen?
„Leguminosen“ ist der wissenschaftliche Name für die große Familie der Schmetterlingsblütenartigen. Die nachfolgende Liste der für die hiesige Landwirtschaft bedeutsamen Leguminosen umfasst sowohl diverse Kleearten als auch Körnerleguminosen (Hülsenfrüchte) wie Bohnen, Erbsen und Lupinen.
- Grünland-Leguminosen (Kleeartige Leguminosen)
- Weißklee
- Wiesenrotklee
- Luzerne
- Inkarnatklee
- Esparsette
- Hopfenklee
- Steinklee
- Wiesenplatterbse (Wicke)
- Vogelwicke
- Körnerleguminosen (Hülsenfrüchte)
- Bohnen
- Sojabohne
- Ackerbohne
- Linse
- Erbsen
- Futtererbse
- Kichererbse
- Körnererbse
- Lupinen
- Weiße Lupine
- Süßlupine
- Bohnen
Leguminosen als Gründüngung
Die Vorteile der Leguminosen auf einen Blick:
- Leguminosen reichern den Boden mit Stickstoff an und wirken so als effektive Gründüngung. Sie gehen eine Symbiose mit Knöllchenbakterien aus dem Boden ein, die den aus der Luft entnommenen Stickstoff an den Wurzeln der Leguminosen fixieren. Dies führt zu einem Netto-Stickstoffeintrag in den Boden. So kann auf eine zusätzliche Stickstoffdüngung in vielen Fällen vollständig verzichtet werden.
- Sie wirken der Bodenerosion entgegen und bauen Humus auf. Ackerbohnen lockern außerdem durch ihr kräftiges Wurzelwerk den Boden bis zu einer Tiefe von einem Meter auf.
- Lockerere Fruchtfolgen durch Leguminosen als Zwischenfrucht verringern den Befall mit Schadorganismen und Resistenzbildungen – der dadurch geringere Bedarf an Pflanzenschutzmitteln schont Umwelt und Geldbeutel langfristig.
- Im Grünland vereinen Leguminosen hohe Eiweiß- und Trockenmasseerträge mit wenig Güllebedarf und fördern die Insektendiversität.
In der Fruchtfolge sind Leguminosen grundsätzlich anspruchslos. Jede Vor- oder Nachfrucht eignet sich - mit nur einer Ausnahme: Leguminosen selbst. Die geringe Selbstverträglichkeit erfordert eine mindestens fünfjährige Anbaupause (bei Erbsen eher sechs bis neun Jahre), um einen optimalen Ertrag zu erzielen. Bei kürzeren Intervallen droht unter anderem ein erhöhter Pilz- und Schädlingsbefall. Bewährt haben sich Leguminosen unter anderem als Nachfrucht von Getreide oder Hackfrüchten.
Zu den Nachteilen der Leguminosen zählt die Unkrautentwicklung. Durch ihr langsames Jugendwachstum können vor allem Körnerleguminosen zu einem verstärkten Unkrautgeschehen führen. Blindstriegeln und Hacken wirkt dem entgegen.
Interessant:
- Viele Leguminosen sind greeningfähig und dürfen auf ökologischen Vorrangflächen angebaut werden.
- Werden Leguminosen zur Renaturierung von ausgelaugten oder brachliegenden Flächen eingesetzt, empfiehlt sich eine vorherige Impfung des Saatguts mit Knöllchenbakterien.
- Im Grünland ist eine Nachsaat nach dem ersten Schnitt notwendig.
Exkurs: Leguminosen sind Teil der Eiweißpflanzenstrategie
Leguminosen sind der wichtigste Baustein der sogenannten Eiweißpflanzenstrategie in Deutschland und Europa. Bei dieser Initiative wird versucht, Artenvielfalt und Klimaschutz zu stärken und Europa unabhängiger von Eiweißpflanzen-Importen zu machen, in dem verstärkt heimische Eiweißpflanzen angebaut werden. Da diese noch nicht wettbewerbsfähig sind, wird der Anbau staatlich gefördert, um dieses Defizit auszugleichen. Die seit Einführung der Eiweißpflanzenstrategie 2012 stetig wachsenden Anbauflächen für Leguminosen in Deutschland sind unter anderem ein Ergebnis dieser Bemühungen.
Leguminosen silieren
Durch den geringen Anteil vergärbarer Substanzen zählen Leguminosen insgesamt zu den schwieriger silierbaren Feldfrüchten. Leguminosen gelten infolge ihres geringen Z/PK-Quotienten als schwer vergärbar. Bedingt durch den niedrigen Zuckergehalt sind zum einen die Milchsäurebildung und die pH-Wertabnahme begrenzt. Zum anderen wirkt das Protein der Leguminosen puffernd, was zusätzlich die für die Konservierung notwendige pH-Wert -
Absenkung negativ beeinflusst. In Folge besteht das Risiko, dass insbesondere
die Buttersäurebakterien im Silierprozess die Oberhand gewinnen und fehlvergorene Silage produziert wird.
Wir unterscheiden hier jedoch noch weiter zwischen den Kleearten und den Körnerleguminosen:
Kleearten silieren
Grünland-Leguminosen zeichnen sich durch einen hohen Eiweißanteil, bei gleichzeitig hoher Eiweißqualität und einen geringen Zuckergehalt aus, also durch einen geringen Z/PK-Quotienten. Durch den geringen Anteil vergärbarer Substanzen und einer hohen Pufferkapazität (da proteinreich) ist bei der Silierung Vorsicht geboten, die Milchsäurebildung und die für die Konservierung notwendige pH-Wert-Absenkung sind begrenzt und das Risiko für fehlvergorene Silage durch zu hohe Buttersäurebakterien-Aktivität ist hoch.
Diese Nachteile können durch den Anbau von Gemengen mit Gras, insbesondere zuckerhaltigen Weidelgräsern oder Wiesenschweidel, verbessert werden. Der Einsatz von Siliermitteln ist aber in jedem Falle ratsam und bei Leguminosenanteilen von über 60 % dringend zu empfehlen, um Fehlgärungen zu vermeiden. Für diesen Einsatzbereich sind unsere zwei Grünlandspezialisten Josilac® classic (hochkonzentrierte Mischung aus Milchsäurebakterien und Enzymen mit Bio-Zulassung und DLG Qualitätssiegel) und Josilac® grass (Milchsäurebakterien speziell für Grünfutter, ULV-fähig) bestens geeignet).
Für einen hohen Energiegehalt sollte der Rohfasergehalt unter 25 % TM liegen. Um dies zu gewährleisten, sollte der Schnittzeitpunkt etwa zu Beginn des Ähren-/Rispenschiebens des Graspartners liegen. Gemäht wird bei einer Schnitthöhe von mindestens 7 cm, mit hohen Flächenleistungen, um das zeitlich eng begrenzte Schnittoptimum nicht zu verpassen, die Feldliegezeiten gering zu halten und das Restassimilationsvermögen für einen raschen Nachwuchs zu nutzen. Je älter der Bestand, umso höher (bis zu 10cm) sollte gemäht werden. Um die Verluste durch die Zuckerveratmung gering zu halten, sollte das Leguminosen-Gemenge außerdem sofort breit verteilt werden. So kann das Anwelken schnell einsetzen. Bei guter Witterung kann dagegen auf ein Wenden oftmals verzichtet werden. Eine Silierung in Ballen vermindert das Nacherwärmungsrisiko, insbesondere Quaderballenpressen, da hier höher verdichtet werden kann. Schneidwerke an den Pressen verbessern die Verdichtung zusätzlich.
Körnerleguminosen haltbar machen
Ein anderes Thema sind Körnerleguminosen. Sie können auf verschiedene Weisen haltbar gemacht werden:
Körnerleguminosen-GPS
Die Ganzpflanzensilage ist wohl die häufigste Form der Körnerleguminosen-Silierung. Sie gelingt bei einem Gemengeanbau im Verbund mit Getreide (Sommererbsen + Sommergerste/Hafer, Ackerbohnen + Triticale/Hafer, Wintererbsen + Winterroggen/Triticale). Es entsteht je nach Mengenverhältnis eine energie- oder eiweißreiche Raufutter-Ration. Meist erfolgt die Ernte vergleichsweise früh (2-3 Wochen vor Druschreife), was mehrere Vorteile mit sich bringt, darunter eine geringere Keim- und Pilzbelastung, frühere Feldräumung und geringere Druschverluste. Der optimale Zeitpunkt ist etwa zur Mitte der Teigreife der Getreidesorte bzw. zur Gelbreife der Leguminose, bei Ackerbohnen etwas später. Gehäckselt wird auf 1-3 cm (je trockener, desto kürzer) und angestrebt werden etwa 30-40 % TS. Der Futterwert variiert durch die unterschiedlichen Mischungen und Erntezeitpunkte erheblich und sollte daher gegebenenfalls durch zusätzliche Rationskomponenten ausgeglichen werden. Für einen optimalen Gärverlauf und möglichst geringe Verluste ist auch hier der Einsatz von Siliermitteln ratsam. Besonders geeignet für eine Ganzpflanzensilage mit Körnerleguminosen ist unser Josilac® combi Silierzusatz (Mischung aus homo- und heterofermentativen Milchsäurebakterien, ULV-fähig, DLG Qualitätssiegel), der außerdem die aerobe Stabilität des Siliergutes verbessert.
Alternative Konservierungsmethoden
Sollen nur die Körner haltbar gemacht werden, können sie entweder getrocknet werden oder man verwendet, je nach Restfeuchte, eine Säure- oder Feuchtkorn-Silierung:
- Nach dem Drusch können die noch feuchten Körner (35 % Restfeuchte, bei Bedarf auf diesen Wert anfeuchten) gequetscht oder geschrotet und anschließend siliert werden. Es entsteht eine energie- und eiweißreiche Silage, deren Akzeptanz die der trockenen Körner übersteigt und die so zu einer höheren Futteraufnahme beiträgt.
- Sind die Körner bereits trockener (20-25 % Restfeuchte), bietet sich die Säurekonservierung mittels Propionsäure an.