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Beta Carotin - Fruchtbarkeit beim Rind fördern
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Beta Carotin - Fruchtbarkeit beim Rind fördern

Geschrieben von Nina Rittweg

Beta Carotin - Wie Sie die Fruchtbarkeit bei Rind und Kuh fördern können

Dass die Mineralstoff- und Spurenelementversorgung für eine leistungsfähige Herde optimal angepasst sein sollte, ist Ihnen bewusst. Aber was hatte nochmal das Beta-Carotin mit der Herdenfruchtbarkeit zu tun? Und wo spielt es noch eine Rolle? In diesem Ratgeber geht es rund um das Thema Beta-Carotin in der Milchviehherde, was Sie wissen müssen.

Was ist Beta-Carotin und für was benötigt die Kuh es?

Beta-Carotin ist ein orange-gelber Pflanzenfarbstoff, dessen Namen tatsächlich von der Karotte abgeleitet ist. Außerdem ist es eine Vorstufe von Vitamin A. Sowohl als Vorstufe, als auch Vitamin A selbst, ist es essentiell für den Organismus von Mensch und Tier.
Den größten Einfluss hat das Beta-Carotin auf die Fruchtbarkeit der Milchkühe. Da es direkt am Eierstock Einfluss auf die Follikel- und Gelbkörperqualität hat, kann ein Mangel zu verschiedenen Fruchtbarkeitsproblemen führen:

  • kleinere, nicht voll funktionsfähige Follikel,
  • undeutliche Brunstanzeichen,
  • veränderte Brunstintervalle und
  • eine verminderte Gelbkörperqualität

können zu schlechteren Aufnahme-Raten führen oder Zysten verursachen. Vermehrtes Umrindern und längere Güstzeiten sind die Folge. In einigen Studien konnte gezeigt werden, dass β-Carotin bzw. Vitamin A einen positiven Einfluss auf die Eutergesundheit hat und dass eine verbesserte Versorgung mit β-Carotin zu niedrigeren Zellzahlen führte (Mahlkow-Nerge 2004).

Welchen Einfluss hat Beta-Carotin auf die Gesundheit von Kuh und Kalb?

Doch nicht nur Fruchtbarkeit und Zellzahlen, auch die Gesundheit wird von einer ausreichenden Beta-Carotin-Versorgung beeinflusst. Beta-Carotin ist an einem funktionstüchtigen Immunsystem im Allgemeinen, sowie ganz konkret beim Schutz von Schleimhäuten beteiligt. Ein guter Schleimhautschutz ist vor allem für die Atemwegs- und Magen-Darm-Gesundheit wichtig.

Ein Mangel äußert sich daher oft besonders deutlich im Kälberbereich. Wenn das Kolostrum der Mütter zu wenig Beta-Carotin enthält, leiden diese vermehrt an Durchfällen und Atemwegserkrankungen. Durch Studien wurde gezeigt, dass durch eine ausreichende ß-Carotin Versorgung die Kälbersterblichkeit halbiert werden kann (Durst 2005, Schülein 2015).

Erkennbar ist der β-Carotingehalt des Kolostrums an der Farbe. Ein kräftiges Orange deutet auf hohe Gehalte hin, je weißlicher das Kolostrum wirkt, desto weniger β-Carotin ist enthalten. Außerdem gilt, dass Kolostrum von gut versorgten Kühen mit ß-Carotin auch höhere Antikörpergehalte hat! 
  
Woran ein hochqualitatives Kolostrum sonst noch zu erkennen ist und viele weitere Informationen zum Thema Biestmilchversorgung ist in unserem Ratgeber „Die Kolostrumversorgung beim Kalb“ zu finden.

Warum sind viele Kühe unterversorgt mit Beta-Carotin?

Wäre ein ganzjähriger Weidegang auf frischen Wiesen möglich, wären die Milchkühe höchstwahrscheinlich nie unterversorgt mit Beta-Carotin, da die Gehalte in frischem Gras sehr hoch sind. Der Bedarf würde also über das frische Grünfutter (auf der Weide oder auf dem Futtertisch) gedeckt werden. In der Leber würde außerdem ein gewisser Vorrat angelegt werden, auf den in Mangelphasen zurückgegriffen wird.
Eine Mangelversorgung mit Beta-Carotin kann auf mehrere Ursachen zurückgeführt werden:

  • Wird das Grundfutter unter suboptimalen Bedingungen eingebracht (spät, lange Anwelkzeit, ungünstige Wetterlage) oder gelagert (Gärqualität etc.), geht bereits hier ein großer Anteil des Beta-Carotins verloren.
  • Das nächste Problem ist, dass sich Beta-Carotin schlecht lagern lässt. Futterrüben, Maissilagen und Heu sind sehr arm an Beta-Carotin, so dass sie nur sehr wenig zur Versorgung beitragen. Aber auch in Grassilagen mit ursprünglich hohem Beta-Carotin-Gehalt nimmt dieser mit jedem Lagerungsmonat weiter ab. Gleichzeitig erschöpfen sich auch die körpereigenen Vorräte in der Leber der Kühe. Diese Faktoren erklären, warum die Versorgungslage in den späteren Wintermonaten meist schlechter ist als im Sommer, mit zum Teil deutlich korrespondierenden Furchtbarkeitsparametern. Bei ganzjähriger Silage-Fütterung ist dieser zyklische Verlauf weniger deutlich zu sehen.
  • Ein weiterer Faktor hängt mit der Milchleistung der Einzelkuh zusammen. Je mehr Milch sie gibt, desto höher ist ihr Energiebedarf und desto mehr Kraftfutter wird sie aufnehmen. Diese Grundfutterverdrängung führt dann zu einer weiteren Reduktion der ß-Carotin Aufnahme. So wird trotz des erhöhten Bedarfs sogar eher weniger als mehr Beta-Carotin aufgenommen.
  • Da oftmals im Jungvieh- und Kalbinnenbereich die „Reste“ verwertet werden, anstatt einer bedarfsgerechten Ration, ist es nicht verwunderlich, dass gerade hier ein Großteil der Fruchtbarkeitsprobleme aufgrund von Zystenbildung auf eine mangelhafte Beta-Carotin-Versorgung zurückgeführt werden kann.

Wie erkennen Sie, ob es Ihrer Herde an Beta-Carotin mangelt?

Der einfachste Parameter ist die Farbkontrolle des frischen Kolostrums. Ist es regelmäßig tief-gelb bis sogar orange, sind die Kühe wahrscheinlich gut versorgt mit β-Carotin. Ist es eher weiß bis elfenbeinfarben, ist das ein Zeichen für einen Mangelzustand.

Auch eine schlechte Herdenfruchtbarkeit kann auf einen Beta-Carotin-Mangel hindeuten. Doch hier handelt es sich um ein sehr komplexes Geschehen, an dem viele andere Parameter mitbeteiligt sind.

Wenn einen Beta-Carotin-Mangel vermutet wird, sollten am besten einige Blutproben von den Tieren genommen und untersucht werden. Oder man legt sogar ein eigenes Testgerät wie das iCheckTM- Carotene-Photometer zu. Mit diesem handlichen Testkit können die Beta-Carotingehalte nicht nur im Blut, sondern auch im Kolostrum und Milch bestimmt werden. Dafür benötigt man 0,4 ml der Testflüssigkeit, die dann in ein vorbefülltes Teströhrchen gegeben wird. Als nächstes werden die beiden Flüssigkeiten durch kräftiges Schütteln miteinander vermengt und anschließend wieder 5 Minuten stehen gelassen, sodass sie sich wieder trennen. Dann muss das Röhrchen nur noch in das Testgerät gestellt werden. Das Gerät gibt nach kurzer Zeit den β-Carotin-Gehalt der Probe in mg/L an. Untenstehend ist eine Übersicht, wie das Ergebnis zu interpretieren ist.

InterpretationiCheckTM-TestergebnisEmpfohlene Zufütterungsmenge
 BlutMilchKolostrum 
optimal3,5 mg/L und höher0,3 mg/L (Winter),
3,7 mg/dl (Sommer) und höher
2,1 mg/L und höherkein Zufüttern notwendig
marginal1,5 bis 3,5 mg/L0,2-0,3 mg/L ca. 300mg/d
defizitärweniger als 1,5 mg/Lweniger als 0,2 mg/Lweniger als 2,0 mg/Lca. 500mg/d

 modifiziert nach Dirksen et al. und www.bioanalyt.com

Eine ausreichende Beta-Carotin-Versorgung sicherstellen

Der Bedarf an Betacarotin der Kühe liegt bei rund 300 bis 500 mg pro Tier und Tag.
Besonders während der Winterfütterung sollte auf die Versorgung mit Beta-Carotin geachtet werden. Zum Ausgleich der β-Carotin-armen Grundfütterung im Winter ist die Zufütterung von 1 bis 2 kg Cobs aus Gras oder Luzerne in der Praxis eine beliebte Methode. Auch der Einsatz von 1 kg Karotten pro Kuh und Tag wird von einigen Landwirten empfohlen. Alternativ können Spezialfuttermittel mit definierten Gehalten an Beta-Carotin (natürlich wie auch synthetisch) verabreicht werden, um so die Aufnahme von ausreichenden Mengen sicherzustellen.

Auch im geburtsnahen Zeitraum (gesamte Periode des Trockenstellens bis rund sechs Wochen nach dem Kalben) ist eine Ergänzung besonders wichtig, um Muttertier und Kalb gesund zu erhalten und die Fruchtbarkeit zu fördern.

Wird durch eine Blutuntersuchung festgestellt, dass die Herde insgesamt nicht ausreichend versorgt ist, sollte besser in allen Abschnitten ein Beta-Carotin-Präparat wie zum Beispiel das JOSERA Betavit zugegeben werden. Es handelt sich dabei um ein Ergänzungsfuttermittel, welches für eine bessere Fruchtbarkeit, weniger Jungtierverluste und -durchfall durch eine gesteigerte Kolostrumqualität sorgt. JOSERA Betavit unterstützt den Stoffwechsel in der Kalb-Reproduktionsphase bei Ganzjahressilage und maisbetonten Rationen.  

Unsere Produktempfehlung

Quellen

Mahlkow-Nerge, K. 2004: Wie können wir hohe Zellzahlen in den Griff bekommen? Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein

Dirksen et al. 2006: Innere Medizin und Chirurgie des Rindes: "Krankheiten des Rindes", Parey Verlag, Stuttgart

Dr. Katrin Mahlkow-Nerge, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein

FarmCHAMPs-Autorin Nina Rittweg
Autor

Nina Rittweg

Über Nina Rittweg: "Besser geht immer! Als Rindertierärztin stehe ich jeden Tag auf verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben: Ich sehe die Futtertische, die Silos, die Kühe und Kälber - und überall Potential, immer noch ein bisschen besser zu werden. Gerne trage ich mit meinem Wissen aus Studium, Wissenschaft und Praxis dazu bei!"

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