
Schädlinge in der Landwirtschaft -
Was tun gegen Engerlinge, Feldmäuse & Co.?
Engerlinge im Grünland, was tun?
Die Larven von Mai- und Junikäfer und anderen ungeliebten Fluggästen sind sehr gefräßige Erdbewohner. Sie bedienen sich großzügig am Wurzelwerk der jungen Saat und zerstören damit die Grasnarbe – und sie profitieren von wärmeren Temperaturen. Der Entwicklungszyklus der verbreitetsten Käferarten dauert jeweils mehrere Jahre, in denen auf das Flugjahr mit der Eiablage mehrere Entwicklungsjahre folgen, in denen aus dem Ei der Engerling schlüpft und sich über drei Larvenstadien (L1, L2 und L3) zum flugfähigen Käfer entwickelt. Besonders gefräßig ist dabei das Stadium L3, das im zweiten Jahr erreicht ist. 2021 wird aller Wahrscheinlichkeit wieder ein Hauptflugjahr für Mai- und Juni-Käfer werden, sodass die größten Schäden für 2022 zu erwarten sind.
Engerlinge im Grünland: Vorbeugen
In diesem Jahr gilt es also vorrangig, den Befall gar nicht erst zu groß werden zu lassen: Da sowohl Mai- als auch Juni-Käfer ihre Eier am liebsten in tief abgemähtes, lückiges oder abgeweidetes Grünland legen (den das strahlt viel Wärme ab), empfiehlt es sich, in diesem Jahr noch bis mindestens Mitte Juni, besser Ende Juni einen hohen, dichten Wuchs stehen zu lassen.
Engerlinge im Grünland: Befall ermitteln
Um den aktuellen Befall zu ermitteln, kannst Du einfach die Larven auszählen. Damit das Ergebnis repräsentativ ist, solltest du das in der Hauptfraßzeit der Engerlinge durchführen, also zwischen Mai und September. Stich dazu ein kleines Stück Boden von ca. 25x25 cm auf ca. 10-15cm Tiefe aus und durchsuche es gründlich nach Engerlingen. Multiplizierst Du die ermittelte Anzahl mal 16, so ergibt das den Befall je Quadratmeter. Ab 40 Engerlingen pro Quadratmeter ist mit deutlichen Grünlandschäden zu rechnen. Wichtig ist hier außerdem, in welchem Stadium sich der Großteil der Larven befindet, da besonders die L3-Larven große Schäden anrichten.
Landwirtschaft: Engerlinge bekämpfen
Am wirkungsvollsten bekämpfen lassen sich die Engerlinge durch mechanische Bodenbearbeitung. Dabei gibt es jedoch einige Punkte zu beachten:
- Am effektivsten ist die Bearbeitung, wenn sich der Großteil der Larven im L3-Stadium befindet.
- Damit die Engerlinge überhaupt erwischt werden können, müssen bereits entsprechende Bodentemperaturen herrschen, die meist frühestens im Mai erreicht sind. Erst dann graben sich die Engerlinge aus den tieferen Bodenschichten nach oben. Erfolgt die Bearbeitung zu früh, kann es passieren, dass weitere Engerlinge aus den tieferen Bodenschichten nachrücken. Eine vorherige Bodenkontrolle ist also in jedem Fall sinnvoll. Der erste Schnitt kann also vorher meist noch eingefahren werden.
- Die Flächen sollten großzügig bemessen werden: Auch die optisch noch nicht schwer geschädigten Flächen sollten mit einbezogen werden.
- Die Bearbeitung wirkt auf zwei Arten: Zum einen werden die Engerlinge mechanisch durch die Schlag- oder Quetschwirkung von Kreiselegge, Kreiselgrubber (Zinkenstellung „auf Griff“), Zinkerrotoren (in Hanglagen) oder Fräsen abgetötet, zum anderen werden sie an die Oberfläche gearbeitet, wo sie durch die UV-Strahlung verenden - daher am besten bei schönstem Sonnenwetter fahren.
- Es sollte mindestens 6 cm, besser 10 cm tief und immer mindestens zweimal (im Abstand von 1-3 Tagen) umgearbeitet werden.
- Der anschließende Anbau von Hafer oder Sommerroggen als Deckfrucht (max. 70 kg/ha) kann beim zweiten Termin im gleichen Arbeitsgang erfolgen. Die Deckfrucht dient als „Opferanode“ für die verbliebenen Engerlinge, damit die eigentliche Grünlandmischung, die anschließend angebaut wird, verschont bleibt.
Auch Pilzgerste hat sich als wirksames Mittel im Kampf gegen Engerlinge bewährt. Sie ist mit dem Pilz Beauveria brongniartii versetzt und wirkt gut gegen die Engerlinge des Maikäfers. Da der Einsatz recht kostspielig ist (~ 800€/ha), rechnet sich diese Methode erst bei einem starken Befall (mindestens 75% des Grünlandes). Die Pilzgerste wird in den Boden eingeschlitzt und anschließend direkt gewalzt. Sie muss in mindestens zwei aufeinanderfolgenden Jahren ausgebracht werden. Der Einsatz ist allerdings an eine Ausnahmegenehmigung des BVL und eine Notfallzulassung gebunden, es lohnt sich daher meist, sich mit anderen betroffenen Landwirten zusammenzuschließen.
Der Einsatz von Nematoden ist die dritte Möglichkeit. Sie wirken gut gegen die Engerlinge des Junikäfers, sind jedoch die teuerste Möglichkeit.

Feldmäuse freuen sich besonders über ein mildes, trockenes Winterklima oder alternativ dicke Schneedecken. Der Anbau von Winterkulturen spielt ihnen ebenfalls in die Karten: So kommen sie gut über den Winter und können sich zwischenzeitlich reichlich vermehren. Im nächsten Jahr drohen dann massive Schäden an der Grasnarbe. Besonders betroffen waren in den letzten Jahren Thüringen und Sachsen-Anhalt, aber Feldmäuse können zunehmend auch in anderen Regionen schnell zur Plage werden.
Da eine Bekämpfung mit Rodentiziden wie dem Giftweizen (Zinkphosphid) nur unter strengen Auflagen, nur mit Notfallzulassungen und in einigen Gebieten grundsätzlich überhaupt nicht erlaubt ist, sind andere Lösungen gefragt.
Zunächst gilt es, den tatsächlichen Befall zu ermitteln. Das geht ganz einfach mit der sogenannten Lochtretmethode: auf einer abgesteckten Fläche von 250m² werden zunächst alle auffindbaren Mauslöcher mit dem Stiefel zugetreten – und dann nach 24h die wieder geöffneten Löcher gezählt. Von einem starken und damit bekämpfungswürdigen Befall spricht man ab 5-11 wiedergeöffneten Löchern, je nach Bepflanzung: 5 bei mehrjährigen Kulturen nach dem ersten Schnitt, 5-8 bei Getreide und Raps, 11 bei Grünland.
Bekämpfungsstrategien……
bei drohendem oder geringem Befall
- Zu den bürokratie-freien Stellschrauben bei noch übersichtlichem Befall zählt beispielsweise die Anbringung von stabilen Ansitzstangen für Greifvögel am Feldrand (mind. 2m hoch).
- Auch eine gleichmäßige Strohverteilung nach der Getreideernte missfällt den Feldmäusen.
- Wer eine Einwanderung aus benachbarten Gebieten befürchtet, kann sein Feld mit einem gut gepflügten Randstreifen sogar relativ gut vor einer Invasion schützen. Das lohnt sich vor allem dann häufig, wenn in der Nachbarschaft Feldmaus-freundliches Nichtkulturland vorherrscht, wie etwa Brachland oder Solar- und Windenergiefelder.
…bei mittlerem Befall
Ist ein Getreidebestand bereits stärker befallen, kann über eine Grünfutterernte nachgedacht werden, die die Ernte zumindest zum Teil absichert. Ein baldiger Umbruch und anschließendes Schwarzhalten der Fläche (sofortige Stoppelbearbeitung und wiederholte Bodenbearbeitungsgänge) dämmen dann die Population wenigstens für die nächste Aussaat ein. Auf Zwischenfrüchte sollte ebenfalls verzichtet werden, um das Nahrungsangebot möglichst knapp zu halten.
…bei massivem Befall
Bei einem bereits bestehenden massiven Befall hilft nur noch die mechanische oder chemische Bekämpfung der Feldmäuse. Beides ist jedoch an Auflagen gebunden.
- Eine gründliche Bodenbearbeitung (mind. 20cm tief) mit Pflug oder Grubber wirkt Wunder gegen die Nager, so kann die Fläche für eine anschließende Neuansaat wieder nutzbar gemacht werden. Zum Umbruch von Dauergrünland zur Narbenerneuerung muss jedoch zuerst ein Antrag bei der zuständigen Landwirtschaftskammer gestellt und genehmigt werden.
- Zu chemischen Bekämpfung stehen Rodentizide mit dem Wirkstoff Zinkphosphid wie der Ratron Giftweizen zur Verfügung, die aber aufgrund ihrer hohen Toxizität gegenüber vielen Nicht-Zielorganismen ebenfalls streng reguliert werden:
- Leben auf dem befallenen Gebiet die geschützten Feldhamster oder Haselmäuse, ist der Einsatz nicht erlaubt. In FFH-Gebieten und Rastplätzen von Zugvögeln ist der Einsatz ebenfalls verboten.
- Ist dies nicht der Fall, war die Ausbringung mit Legeflinte bisher die einzige Möglichkeit. Damit werden die Köder gezielt in die Feldmaus-Löcher abgelegt. Das Vorkommen bzw. das Nicht-Vorkommen von Feldhamstern muss allerdings je nach Bundesland von einem Gutachter bestätigt oder kann vom Landwirt selbst kontrolliert werden.
- Ausgebracht werden kann nun in einigen Fällen auch mittels Köderlegemaschine (Wumaki), die die Giftköder in einen auch nach oben geschlossenen Gang legt. Der Einsatz ist jedoch grundsätzlich verboten und wurde nur mittels Notfallzulassung des BVL vorübergehend von September 2020 bis Januar 2021 erlaubt.
Die aktuellen Bestimmungen sollten vor einem Einsatz daher unbedingt genau in Erfahrung gebracht werden!

Die Larven der Wiesenschnake „Tipula paludosa“, auch Tipula-Larven genannt, leben in den obersten Bodenschichten und ernähren sich hauptsächlich vom Wurzelwerk verschiedenster Gräser, im Frühjahr aber auch von den ersten sprossenden oberflächlichen Pflanzenteilen und zerstören so die Grasnarbe.
Im Herbst werden von den „Schustern“ große Mengen der Larven in den Boden abgelegt, doch sie werden besonders bei trockener Witterung im Herbst (v. a. September) natürlicherweise stark reduziert, sodass die Population in einem Ausmaß verbleibt, das nur geringe Schäden anrichtet. Vor allem in regnerischen Spätsommern können sie jedoch in großer Zahl überleben und im nächsten Jahr massive Schäden im Grünland anrichten. Häufig sind dann kahle Stellen zu beobachten - der Ertrag kann um bis zu 30% sinken oder besonders auf Moorstandorten gar ein Totalausfall werden.
Ob eine Bekämpfung notwendig ist, hängt vom Ausmaß des Befalls ab: Ab 300 Larven pro Kubikmeter Boden im Herbst (100/m3 im Frühjahr) sind die zu erwartenden Schäden so hoch, dass eine Bekämpfung ratsam ist. Dieser Wert lässt sich mithilfe der Salzwassermethode ermitteln: Stich ein 20cmx20cm großes Stück Narbe mit 10cm Dicke aus und gib es in einen Eimer mit Wasser und reichlich Streusalz. Die Larven werden nach etwa einer halben Stunde an die Wasseroberfläche aufgeschwemmt. Zähle sie und multipliziere das Ergebnis mit 6,25 – dann erhältst du den Wert pro Kubikmeter. Den Schwellwert erreichst du also bei 48 gezählten Larven.
Wiesenschnake bekämpfen: ein Problem
Die Bekämpfung der Wiesenschnake ist derzeit nur mit chemischen Pflanzenschutzmitteln erfolgsversprechend bzw. sinnvoll, da andere Methoden nur unzureichende Wirkung zeigen. Dafür ist inzwischen jedoch eine Ausnahmegenehmigung erforderlich.
2020 und 2021 (von Oktober bis März) gab es daher bereits zeitlich begrenzte Notfallzulassungen für das Insektizid „Steward“ (Indoxacarb), das auf stark mit der Wiesenschnake befallenen Wiesen und Weiden eingesetzt werden durfte. Da die erlaubte Einsatzmenge des Mittels bundesweit begrenzt wurde, war der Einsatz an Voraussetzungen geknüpft: Nur nach Warndienstaufruf, nur auf stark befallenen Flächen, nur eine Anwendung und nur, wenn die Fläche im Rahmen der vorangegangenen Notfallzulassung nicht behandelt werden konnte.
Die Ausbringung von Kalkstickstoff wird zwar vorgeschlagen, konnte jedoch bisher nicht überzeugen, da lediglich frühe Larvenstadien erfasst werden. Die besten Ergebnisse liegen bei nur etwa 35% Reduktion der Larvenstadien bei Ausbringung im Frühjahr. Die biologische Bekämpfung mittels Nematoden oder Bacillus thuringiensis ist finanziell zumeist ebenfalls keine Option und da die Haupt-Fresszeit erst im April/Mai beginnt, ist auch eine Neuansaat im Frühjahr leider selten von Erfolg gekrönt und allenfalls im Juni zu überlegen.
Über Nina: (Autorin)

"Besser geht immer!
Als Rindertierärztin stehe ich jeden Tag auf verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben:
Ich sehe die Futtertische, die Silos, die Kühe und Kälber - und überall Potential, immer noch ein bisschen besser zu werden.
Gerne trage ich mit meinem Wissen aus Studium, Wissenschaft und Praxis dazu bei!"
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