Mechanismen der Pansenazidose
Wie alle Wiederkäuer zeichnen sich Kühe durch ihre Fähigkeit aus, Futter zu verdauen, das schwer verdauliche Fasern (Hemicellulose und Zellulose) enthält. Bakterien, Pilze und Protozoen verwerten diese Futterbestandteile. Die mikrobielle Fermentation struktureller Kohlenhydrate liefert flüchtige Fettsäuren, die von den Tieren dann in der Leber zur Gluconeogenese genutzt werden. Die dabei entstehende Lactose ist Grundlage der Milchproduktion. Der physiologische Pansen-pH liegt dabei um den Neutralpunkt (6,5-7,2).
Doch eine schnelle Fermentation zu vieler pansenverfügbarer Kohlenhydrate (insbesondere Kraftfutter) führt zu einem übermäßigen Wachstum amylolytischer Bakterien, die eine verstärkte Produktion von flüchtigen Fettsäuren und Milchsäure zur Folge haben. Dies führt zu einem Absinken des pH-Werts des Panseninhalts und zu einer Veränderung des Pansenmikrobioms, bei dem amylolytische und zuckerverwertende Bakterien wie Streptococcus bovis gegenüber zellulolytischen Bakterien und Protozoen im Vorteil sind: der Pansen wird sauer. Unterschieden werden dabei die subklinische Pansenazidose mit einem pH noch über 5,5 und die klinische Pansenazidose, die sich dann auch in einer Störung des Allgemeinbefindens des Tieres äußert. Der pH-Wert liegt dabei meist zwischen 4,5 und 5,0 und kann in extremen Fällen bis unter 4,0 sinken.
Verstärkt wird diese Entgleisung durch eine reduzierte Futteraufnahme und die Reduktion der physiologischen Abpufferung durch den Speichel, der beim Wiederkauen entsteht. Eine gut ernährte Kuh produziert dabei 150 bis 300 Liter Speichel pro Tag. Dieser Speichel enthält Natriumbicarbonat und hat einen alkalischen pH-Wert von etwa 8,3 - damit wirkt er auf natürliche Weise einer Ansäuerung des Pansens entgegen. Eine unzureichende Wiederkauaktivität durch geringere Menge an strukturwirksamer Rohfaser beeinträchtigt jedoch die Speichelproduktion und damit die Abnahme der Intensität und Dauer des Wiederkäuens.
Ursache der Pansenazidose bei Rindern sind konzentratreiche Rationen nach dem Abkalben.