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Leitfaden zur Qualitätsbewertung von Silage
Mann bestimmt die Silagequalität

Leitfaden zur Qualitätsbewertung von Silage

Geschrieben von Nina Rittweg

Auf den Futtertisch sollte nur gute Silage kommen. Deshalb muss, bevor eine Silage an die Tiere verfüttert wird, immer erst deren Qualität kontrolliert werden. Dies schließt zum einen die Gärqualität, zum anderen auch den Energiegehalt der Silage ein.

Hier erfahren Sie, wie Sie eine gute Erstbewertung Ihrer Silage selbst vornehmen und Silierfehler diagnostizieren können.

Gärqualität beurteilen

Eine wirklich schlechte Gärqualität ist auf den ersten Blick deutlich zu erkennen: Schimmelnester, fauliger Geruch und schleimige Konsistenz sind eindeutige KO-Kriterien für die Verfütterung der Silage. Aber auch schon subtilere Abweichungen vom Idealzustand können eine gesundheitliche Beeinträchtigung für die Tiere bedeuten. Wichtig ist daher eine genaue und ehrliche Prüfung jeder Silage. 

Die Prüfung der Gärqualität sollte folgende fünf Kriterien beinhalten: Farbe, Struktur, Geruch, Verunreinigungen und Nacherwärmung. Je nach Ergebnis kann die Silage dann als gut, fehlerhaft oder schlecht bewertet werden. In der nachfolgenden Tabelle finden Sie eine Übersicht zur Einteilung der Silagequalität in eine von drei Kategorien anhand der fünf genannten Kriterien. 

Kriterien zur Beurteilung von SilageKennzeichen einer ...
… guten Silage… fehlerhaften Silage… schlechten Silage
Farbeselbe Farbe wie Ausgangsmaterial, bei nassen und kleereichen Silagen kann sie auch etwas dunkler seinGelb- oder Braunstichsehr gelb oder sehr braun/schwarz oder 
Strukturwie Ausgangsmaterialwässrig, schmierigmatschig, schleimig
Gerucharomatisch, leicht säuerlich, fruchtigleichter Geruch nach Buttersäure, Ammoniak, Essig, verbranntem Brot oder Alkoholfaulig, muffig oder intensiv nach Buttersäure, Ammoniak, Essig oder Alkohol
Verunreinigungenkeineleichte Verunreinigungen durch Erde oder vereinzelte Schimmelnesterdeutliche Verunreinigungen, regelmäßige, häufige Schimmelnester
NacherwärmungkeineLeicht (bis 5 Grad Celsius über Außentemperatur)Deutlich (über 5 Grad Celsius über Außentemperatur)

Erfüllt Ihre Silage die Kriterien einer guten Silage, so können Sie sich gratulieren und sie bedenkenlos an ihre Tiere verfüttern. Eine schlechte Silage sollten Sie dagegen unter keinen Umständen verfüttern. Auch wenn es natürlich sehr unschön ist, große Mengen an Futter entsorgen zu müssen, sind die gesundheitlichen Folgen für Ihre Tiere unbedingt zu vermeiden. 

Geringfügig fehlerhafte Silagen können unter Umständen noch verfüttert werden (Ausnahme: verschimmelte Silagen). Falls Sie sich dafür entscheiden, die Silage trotz einer mittleren Bewertung doch zu verfüttern, sollten Sie über Möglichkeiten nachdenken, das gesundheitliche Risiko für Ihre Tieren zu senken, beispielsweise mithilfe von Futterkohle oder durch das Strecken der Ration mit guter Silage.

Ein weiteres Kriterium zur Silagebewertung ist übrigens der Trockensubstanzgehalt. Diesen prüfen Sie ganz einfach, indem Sie versuchen, eine Handvoll Ihrer Silage mit der Hand auszupressen. Wenn Ihre Hände dadurch spürbar feucht werden oder es sogar tropft, also die Silage zu feucht ist, mindert das die Schmackhaftigkeit. Sie wird weniger gern gefressen, auch wenn keine direkten gesundheitlichen Folgen zu befürchten sind. Ein niedriger Trockensubstanzgehalt führt außerdem zu einem erhöhten Anfall an Gärsaft. Da mit dem Gärsaft große Mengen an wertvollen Nährstoffen ausgeschwemmt werden, ist deren Anteil in nassen Silagen häufig vermindert. 

Diagnose von Silierfehlern

Ihre Silage entspricht nicht dem Idealzustand und muss vielleicht sogar entsorgt werden? Aber woran lag das? Wir haben hier für Sie die häufigsten Befunde gesammelt, die bei fehlerhafter oder schlechter Silage auftreten und erklärt, wie es vermutlich dazu gekommen ist. So können Sie die Fehler bei der nächsten Silage vermeiden.

Die Silage riecht nach Ammoniak und/oder Buttersäure

Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben sich Buttersäurebildner übermäßig in der Silage vermehrt. Gründe dafür können ein zu hoher Wassergehalt oder starke Verschmutzungen des Siliergutes sein. Höhere Stoppellängen und/oder ein höherer Anwelkgrad helfen hier.

Die Silage riecht nach Essig

Hier waren wahrscheinlich Enterobacteriaceae am Werk. Sie fühlen sich besonders dann wohl, wenn die Silage zu viel Luft abbekommen hat (zu langsames oder insuffizientes Abdecken oder zu große Häcksellänge) oder nur sehr wenig vergärbarer Zucker vorhanden war.

Die Silage riecht faulig, muffig oder modrig

Die Silage ist völlig gekippt und hat begonnen zu verfaulen. Der Grund ist meist eine Kombination aus zu hohem Wasseranteil und Lufteinstrom. Unbedingt entsorgen. Hier könnte auch ein zusätzlicher Wassereintritt ein Problem gewesen sein, insbesondere bei Rundballen.

Die Silage riecht nach Alkohol

Die Silage war wahrscheinlich zu trocken und nicht ausreichend verdichtet. Dies ermöglicht ein überproportionales Wachstum von Hefen. Entweder der Anwelkgrad war zu hoch oder das Siliergut bereits vor der Ernte schon zu trocken. Ein früherer Schnittzeitpunkt bzw. ein geringerer Anwelkgrad wirken dem entgegen.

Das ganze Silo erwärmt sich

Zu viel Luft im Silo. Wahrscheinlich wurde sie bereits beim Silieren eingebracht durch einen hohen TS- und Rohfaser-Gehalt bei gleichzeitig zu großer Häcksellänge und unzureichender Verdichtung.

Die Silage ist verschimmelt

Ebenfalls ein Zeichen für Lufteintritt ins Silo. Unbedingt entsorgen! Kaufen Sie besser Futter zu, damit ersparen Sie Ihren Tieren viel Leid und sich selbst eine umfangreiche Tierarztrechnung sowie Verluste durch geringere Milchmengen bei höheren Zellgehalten.

Die Silage hat einen niedrigen Trockensubstanzgehalt bzw. ist zu nass

Das Siliergut war zu feucht. Versuchen Sie beim nächsten Mal einen höheren Anwelkgrad (35 – 45% TS-Gehalt im Siliergut) zu erreichen. Dieser Punkt ist dann erreicht, wenn Sie bei der Wringprobe des Frischgutes nur noch ein leichtes Feuchtegefühl auf der Haut wahrnehmen.

Fazit zur Gärqualität

Für eine optimale Silage sind viele Kriterien einzuhalten: Der optimale Schnittzeitpunkt, der optimale Anwelkgrad, die optimale Verdichtung, ein optimaler Siloverschluss und so weiter. Nicht immer kann all dies gewährleistet werden. Seien Sie aufmerksam und sich der Probleme bewusst, die sich ergeben können. Bewerten Sie Ihre Silagen und finden Sie heraus, welche Probleme häufiger auftreten. So können Sie die Fehler in Zukunft vermeiden oder gezielt Gegenmaßnahmen ergreifen: Denn viele Unzulänglichkeiten im Silierprozess können zum Beispiel durch die Wahl eines passenden Siliermittels sehr gut abgefangen werden. Wir beraten Sie gerne. 

Energiegehalt schätzen

Wenn die Silage als gut befunden wurde, stellt sich noch eine weitere Frage, gerade wenn eine genaue Rationsberechnung gewünscht wird: Wie hoch ist der Energiegehalt meiner Silage?

Um den exakten Energiegehalt zu bestimmen, ist eine Laboranalyse unumgänglich. Diese dienen Ihnen zur Beurteilung des geernteten Siliergutes und geben eine Momentaufnahme des Silostocks vor oder während der Entnahme wieder. Die dabei gewonnenen Analysen geben Ihnen wichtige Hinweise für das Fütterungsmanagement und zur Rationsgestaltung. Sie erkennen mögliche Problemstellen im Silostock, erhalten Hinweise zu direkten Maßnahmen (z.B. Entnahmevorschub) und Maßnahmen für die Folgeernte (z.B. bei der Verdichtung).

FarmCHAMPs-Autorin Nina Rittweg
Autor

Nina Rittweg

Über Nina Rittweg: "Besser geht immer! Als Rindertierärztin stehe ich jeden Tag auf verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben: Ich sehe die Futtertische, die Silos, die Kühe und Kälber - und überall Potential, immer noch ein bisschen besser zu werden. Gerne trage ich mit meinem Wissen aus Studium, Wissenschaft und Praxis dazu bei!"

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